Toxic Positivity nennt man den Teufelskreis der Erwartung. Und wie wir wissen können gar nicht alle Erwartungen in Erfüllung gehen, und dann, wenn es eben nicht so kommt, dann sind wir ja so enttäuscht. Das Leben ist so böse zu uns, immer läuft alles gegen uns, es ist wie verhext. So, oder so ähnlich, jammern wir dann, wenn es mal wieder nicht nach unserem Kopf gelaufen ist.
Und was wir nicht alles erwarten, Geld, Gesundheit, Liebe, Erfolg, eben nur das Beste ist gut genug, so gerade noch akzeptabel. Frech fordern wir vom Schicksal ein, wir bemühen Gott und Götter, Horoskope und Weissagungen liefern die Bestätigungen. Und wehe es ist nicht nach den persönlichen Ansprüchen geraten, nicht das Beste vom Besten. Dann wechseln wir eben den Gott, der alte hat ja offensichtlich nichts getaugt.
Der Trend zu immer mehr Erwartungen hat im Englischen Wort „Toxic Positivity“ seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht, ist auch in der Psychologie angekommen, ist ein Grund für die mannigfaltigen Störungen und Erkrankungen der Psyche.
Toxisch ist giftig, und wie bei allen Dingen macht die Dosis erst das Gift, gerade der normale „Wohlfühl-Buddhist“ erwartet immer mehr, hat das Wollen und Wünschen noch nicht aufgegeben. Und wir leben in einer normalen Umgebung, nicht abgeschottet in einem Kloster, wir haben Verpflichtungen, müssen unseren Lebensunterhalt verdienen, sind im Hamsterrad der modernen Gesellschaft gefangen.
Als ich seinerzeit im Shaolin Tempel in China lebte, da war das Leben einfach. Zeremonien, Meditation, Training, Essen und Körperpflege, dann Schlaf, das waren die Eckpunkte des Lebens. Heute lebe ich in Stuttgart, bin den ganzen Tag dabei zu arbeiten, Dinge zu erledigen, dem Geld nachzulaufen, da kann die Achtsamkeit und der buddhistische Gleichmut schon auch auf die Probe gestellt werden. Ich war einst ein Mönch, heute lebe ich im normalen Leben, das ist ein grosser Unterschied.
Und es sind nicht nur meine Erwartungen (die habe ich mehr oder weniger beendet, abgestellt, ich lebe so, wie mein Körper es mir nahelegt, nicht "rational"), sondern die meiner Umgebung. Die Familie, der Freundeskreis, die Arbeit, und immer mehr der Staat bedürfen Zeit, die Erwartungen an mich werden immer mehr. Und es kommt der Moment, wo ich ungehalten reagiere, obwohl ich das nicht will.
Stellen Sie sich vor wie Sie die Kinder zur Schule bringen, Sie klatschnass vom Regen werden, dabei ein Parkticket bekommen haben, im Stau stehen und zu spät zur Arbeit kommen, dort deshalb "angepfiffen" werden, der Computer abstürzt, die Dinge der Reihe nach "sauer fahren", und dann kommt Jemand mit einer ansonsten völlig harmlosen Bitte auf Sie zu, und Sie flippen völlig aus.
Die Erwartungen werden für Sie giftig.
Aber: Der Weg ist das Ziel!
Hören Sie hier in den nächsten Tagen Teil 2 von "Toxic Positivity"
Der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet
- Buddha - Ehrenname des Siddharta Gautama - 560 bis 480 vor dem Jahr Null
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