FAZ D:ECONOMY

Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ

Im D:ECONOMY-Podcast sprechen die Redakteure der FAZ über neue Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft, in der Industrie 4.0 - und in der Technik. Wir diskutieren miteinander und auch mit Gästen – dabei ordnen wir die aktuellen Themen rund um Digitalisierung und Technologie ein. Dabei geht es nicht nur um Bits und Bytes, sondern auch um einen größeren gesellschaftlichen Kontext. Zur App für iOS und Android: https://app.adjust.com/8sasetq_gxy4985 Mehr erfahren: https://fazdigitec.de read less
テクノロジーテクノロジー
Milliardensubventionen für die High-Tech-Resilienz
10-11-2023
Milliardensubventionen für die High-Tech-Resilienz
Halbleiter sind der Schlüssel für Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung. Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI begrüßt die hohen Förderzusagen von EU und Bundesregierung für die Chipindustrie, zum Beispiel für die neue Chipfabrik von Intel in Magdeburg. Die Mittel aus den verschiedenen Fördertöpfen seien wichtig, um ein robustes und wettbewerbsfähiges Halbleiter-Ökosystem in Deutschland und der EU aufzubauen. Davon ist ZVEI-Präsident Gunther Kegel im „F.A.Z. D:Economy-Podcast“ überzeugt. Die Energiewende könne nur mit Halbleitern und nachgelagerten Komponenten gelingen. Technologische Souveränität, Resilienz der Wertschöpfungsketten, Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten - ohne international wettbewerbsfähige Mikroelektronik ist das für Kegel undenkbar: Die investierten öffentlichen Mittel seien zukunftsweisend und würden sich auch gesamtwirtschaftlich rechnen. Doch damit nicht genug, denn dabei dürfe es nicht bleiben. Wichtig sei, dass die Politik einen langen Atem habe. Sonst bleibe das Ziel der EU, den Anteil der EU an der Weltproduktion bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln, unerreichbar. Würde die Förderung in Europa wie bisher auslaufen, würde der Weltmarktanteil der in Europa produzierten Chips ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wieder sinken. Im nächsten Schritt müsse die Förderung daher stärker als bisher auf die gesamte Wertschöpfungskette der Mikroelektronik ausgerichtet werden, um das Halbleiter-Ökosystem insgesamt zu stärken. Bisher blieben beispielsweise wichtige Teilbranchen wie die Leiterplattenherstellung und die Elektronikfertigung (EMS - Electronic Manufacturing Services), die die Weiterverarbeitung der Chips überhaupt erst ermöglichen, bei der Fördermittelvergabe außen vor. Nur durch eine konzertierte Förderung könne das vielfältige Ökosystem der Halbleiterindustrie, das von Leistungshalbleitern über Sensoren bis hin zu Spezialprozessoren und darüber hinaus reiche, langfristig in Deutschland erhalten werden.
Deutsche Astronauten und KI – unsere Buchtipps des Jahres
20-10-2023
Deutsche Astronauten und KI – unsere Buchtipps des Jahres
Die Frankfurter Buchmesse ist das Branchenereignis des Jahres hierzulande. Und natürlich gibt es auch aus dem Bereich Technologie, Digitalisierung, Technischer Wandel eine Vielzahl neuer Werke, die in diesen Monaten erschienen sind. Wir stellen in dieser Episode eine Auswahl vor. Zum Beispiel das vom deutschen Astronauten Matthias Maurer geschriebene Buch "Cosmic Kiss". Maurer hat sechs Monate auf der Internationalen Raumstation ISS verbracht. Aber was er schreibt, dreht sich nicht nur um diese spannende Zeit. Es geht auch darum, wie man Astronaut wird, was daran fasziniert und welche Vision gegenwärtig hinter der Raumfahrt steckt. Elon Musk ist davon ebenfalls fasziniert und hat mit seinem Weltraumunternehmen SpaceX viel vor. Aber auch in anderen Bereichen ist er sehr engagiert. Davon handelt die Biografie, die Walter Isaacson über ihn geschrieben hat, der zwei Jahre lang am Leben des wohl schillerndsten und vielleicht umstrittensten Unternehmers der Gegenwart teilgenommen und tiefe Einblicke gewonnen hat. Und dann ist da natürlich noch das Vieles überwölbende Thema Künstliche Intelligenz. Darüber haben Katharina Zweig und Manuela Lenzen jeweils ein lesenswertes Buch geschrieben. Beide sind Brückenbauerinnen, die auch denjenigen einen Weg in diese Materie ebnen, die nicht Informatik studiert haben, aber trotzdem tiefgehender wissen wollen, was da los ist und noch auf sie zukommen wird. Und schließlich empfehlen wir auch Bücher, die mehr mit Geschichte und Politik zu tun haben als nur mit Technologie - und die zeigen, dass natürlich jede technische Entwicklung nur im gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext zu denken und zu deuten ist, in dem sie stattfindet.
Warum Telekom-Chef Höttges Deutschland in Digitalisierung die Note 5 gibt
13-10-2023
Warum Telekom-Chef Höttges Deutschland in Digitalisierung die Note 5 gibt
Tim Höttges steht seit dem Jahr 2014 an der Spitze der Deutschen Telekom. Der Konzern ist inzwischen ungefähr 100 Milliarden Euro wert an der Börse - und liegt damit beinahe an der Spitze der Dax-Werte. Zugleich steht das Unternehmen unter Veränderungsdruck, nicht zuletzt wegen des Fortschritts in der Künstlichen Intelligenz. Höttges erklärt in dieser Episode, wie er ChatGPT nutzt, was KI für die Telekom konkret bedeutet und wie er sich mit dem Thema beschäftigt. Er spricht aber auch Klartext zu anderen Themen, die weit über die Telekom hinausgehen: Über die schleppende Digitalisierung unseres Landes (er gibt die Note 5). Darüber, wie gefährlich Bauteile von Huawei seiner Ansicht nach wirklich sind – und warum Google & Co. Milliarden für die Netze zahlen sollen. "Vielleicht ist die Note 5 harsch", sagt er. Aber er, Höttges, sei "immer jemand, der eher polarisiert, um Aufwach-Rufe zu starten. Um zu sagen, wir müssen etwas tun, statt zu sagen: Wir sind Durchschnitt, ist alles in Ordnung. Wir müssen als Industrienation, als viertgrößte Wirtschaftsnation der Welt in der Digitalisierung Spitze sein." Und zur Diskussion um Huawei beklagt er: "Uns hat die Forderung des Innenministeriums sehr überrascht. Es gab keine Diskussion mit den Telekommunikationsunternehmen im Vorfeld. Die Politik muss entscheiden, was sie als sicherheitsrelevant und an politischen Themen für geboten erachten. Sie sollte das vor dem Hintergrund des Machbaren tun. Wir stehen für diese Diskussion natürlich bereit. Die Deutsche Telekom als das größte und für den technischen Ausbau in Deutschland wichtigste Unternehmen wird sich immer an die Rahmenbedingungen halten, die von der Politik vorgegeben werden. Ob ich das als sinnvoll oder nicht sinnvoll erachte, ist dann müßig, weil das eine politische Frage ist und keine unternehmerische."
Wann wird Laden besser als Tanken?
29-09-2023
Wann wird Laden besser als Tanken?
Stecker rein und in 15 Minuten ist ausreichend Strom für 300 Kilometer an Bord. Wenn das schon überall klappen würde, wäre die Fernfahrt mit dem Elektroauto für die meisten Menschen kein Problem mehr. Doch noch hapert es an einer flächendeckenden Schnelllade-Infrastruktur in Deutschland. Woran das liegt, diskutieren wir in der neuen Folge des D:Economy-Podcast mit Linda Boll. Die Politikwissenschaftlerin ist Deutschland-Chefin des vor elf Jahren gegründeten Anbieters Fastned, der europaweit mehr als 270 Schnelllade-Stationen betreibt. Wie eine konsequent auf Elektroautos ausgerichtete Infrastruktur aussehen könnte, will Fastned mit einem Projekt im belgischen Gent zeigen. Dort entsteht die erste europäische Autobahn-Raststätte, an der ausschließlich Strom getankt werden kann. Dass Elektromobilisten dagegen hierzulande noch oft an langsamen Ladesäulen buchstäblich im Regen stehen, führt Boll auch auf den mangelnden Wettbewerb zurück. Den zu fördern und geeignete Flächen für Ladestationen auszuweisen, bringt aus Bolls Sicht mehr als detaillierte staatliche Planung. Dazu gehöre auch, nicht länger am politischen Ziel von einer Million Ladepunkte bis zum Jahr 2030 festzuhalten. Stattdessen solle ausreichende Kapazität für schnelles Laden in den Fokus rücken. Das Ziel des Fast-noch-Start-ups: Mindestens 1.000 Stationen sollen bis Ende des Jahrzehnts ans Netz gehen, jede kostet rund eine Million Euro. Für die Refinanzierung ist der Auslastungsgrad entscheidend. Aktuell beträgt er für die Schnelllade-Stationen von durchschnittlich nur etwa zehn Prozent, doch mehr als 30 Prozent sind Boll zufolge ohnehin unrealistisch, weil sich ansonsten in Spitzenzeiten schon Schlangen bilden.
Nvidia ist der KI-Ausrüster der Stunde – wie kam das eigentlich?
25-08-2023
Nvidia ist der KI-Ausrüster der Stunde – wie kam das eigentlich?
Ein Kursanstieg von mehr als 220 Prozent seit Jahresanfang, ein Marktwert von inzwischen 1,2 Billionen Dollar: Der amerikanische Tech-Konzern Nvidia hat zuletzt eine atemberaubende Entwicklung an der Börse hingelegt. Und auch die jüngsten Geschäftszahlen übertrafen das, was professionelle Marktbeobachter zuvor erwartet hatten. Nvidia profitiert vom Boom in der Künstlichen Intelligenz, von Fortschritten dabei, Computer mit immer menschenähnlicheren Fähigkeiten und Fertigkeiten auszustatten. Ursprünglich etablierte sich das im Jahr 1993 gegründete Unternehmen als Anbieter von Grafikkarten und zählte Computerspiele-Unternehmen zu seinen Kunden. Der Bereich existiert nach wie vor. Gründer und Vorstandschef Jensen Huang entdeckte mit seinen Ingenieuren indes schon vor Jahren, dass dieselbe Technologie auch für die derzeit so angesagte KI taugt, die sich hinter sogenannten künstlichen neuronalen Netzen verbirgt, hinter Algorithmen, die mit vielen Daten und großer Rechenleistung einhergehen. Genau für die dafür erforderlichen Rechnungen taugen die Nvidia-Chips besonders gut. Zugleich gibt es gegenwärtig keinen vergleichbar leistungsfähigen Anbieter: Alle Tech-Konzerne, Universitäten und natürlich auch kleinere Unternehmen mit auf KI zugeschnittenen Rechenzentren, reißen sich um die Nvidia-Produkte. Wie geht es nun weiter? Sind die großen Erwartungen gerechtfertigt? Und wieso steht der Chef auch nach nunmehr 30 Jahren immer noch so unangefochten an der Spitze – im Gegensatz zu anderen Tech-Pionieren wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk?
Ein virtuelles Kraftwerk für Berlin, Hamburg und München
11-08-2023
Ein virtuelles Kraftwerk für Berlin, Hamburg und München
Windräder hier, Solarzellen dort – wie fügt man den Strom von vielen kleinen Erzeugern zu einem handelbaren Angebot zusammen, das sich verlässlich vorhersagen lässt? Quadra energy aus Düsseldorf glaubt, darauf eine Antwort gefunden zu haben. Je mehr grünen Strom es geben wird, desto mehr muss man ihn intelligent bündeln und verteilen – mit der Hilfe von Daten und Künstlicher Intelligenz. Das Ziel ist es, unter komplizierten Bedingungen Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Dafür braucht man Händler oder vielmehr Direktvermarkter. Zu diesen zählt das in der Düsseldorfer Airport City ansässige Unternehmen Quadra energy. Quadra will die Kraft von Wind und Sonne präzise prognostizieren können, was wichtig ist, da man Strom bisher nur sehr begrenzt speichern kann. Angeboten wird die von rund 5000 Wind- und Solar-Erzeuger-Kunden bereitgestellte Energie, die in einem „virtuelles Kraftwerk“ von fast 9 Gigawattstunden gebündelt wird. Das entspricht der Kapazität von mehreren Kernkraftwerken. Daraus erzeugt Quardra nach eigenen Angaben 16 Terrawattstunden grünen Strom, was rund 3 Prozent des deutschen Energiebedarfs befriedigt und 4 Millionen Haushalte bedienen kann. Im F.A.Z-Digitec-Podcast erklärt Thomas Krings, der Sprecher der Quadra-Geschäftsführung, wie genau die (Wetter-)Prognosen seines Teams aus Fachleuten und Künstlicher Intelligenz sind, wie das Geschäftsmodell funktioniert und warum der Strompreis in diesem Jahr schon mehrfach deutlich negativ war. „Das wird künftig noch häufiger vorkommen“, sagt Krings, und er hat ein paar Ideen, wie man darauf reagieren könnte.
Die Deutschen haben eher Angst vor der KI – was nun, Herr Slusallek?
28-07-2023
Die Deutschen haben eher Angst vor der KI – was nun, Herr Slusallek?
Die Deutschen sind eher besorgt, fürchten sich, kennen sich nicht gut genug aus, wenn es um die Künstliche Intelligenz geht – das geht aus einer aktuellen Allensbach-Umfrage für die F.A.Z. hervor. Doch wie berechtigt sind diese Ängste? Darüber sprechen wir mit Philipp Slusallek. Er ist der wissenschaftliche Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken und außerdem Professor an der Universität des Saarlandes. Das DFKI wiederum befindet sich an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendungen für die deutsche Industrie, gerade auch viele kleine und mittelgroße Unternehmen gehören zu seinen Kunden. Die großen Sprachmodelle wie ChatGPT, Bard & Co sind beeindruckend und überraschten auch viele Fachleute, gibt Slusallek zu. Er erklärt, wieso KI infolgedessen nun einen regelrechten Hype erlebt – und warum das alle angeht. Aber er beschreibt zugleich klar die Grenzen dieser Modelle, ihre Beschränkungen, das, was sie weiterhin noch sehr deutlich von den Fähigkeiten des menschlichen Gehirns unterscheidet. Und auch, auf welchem Weg weiterer Fortschritt möglich ist: Dadurch, dass KI konstruiert wird, die sich innerhalb einer Umwelt bewegen und echtes direktes Feedback bekommen kann. Und er erklärt, warum er mit dem DFKI und anderen Forschungseinrichtungen in Europa eine neue Initiative auf den Weg bringt mit dem Ziel, KI vertrauenswürdig zu machen. Denn davon hängt ihr Einsatz letztlich ab: Die Systeme dürfen gerade in sensiblen Bereichen keine Fehler machen, ihre Entscheidungen müssen sich erklären lassen – sonst bleiben nicht nur die gerade von Allensbach Befragten eher skeptisch.