GEHT’S NOCH?

Naaa, heute schon gegrillt? Warum uns Grillpartys im Sommer erst so richtig zum Glühen bringen … Eine kleine Philosophie der Typen am Rost, dem Hype um Saucen und Salate und warum wir alle fiese Mörder sind …

Flugpreise zu Fleischkäsebrötchen-Preisen? Nur auf den ersten Blick – denn Achtung – jeder Reisekilometer wird jetzt zur Extrawurst. Handtasche, Koffer, Sitzplatz, Leitungswasser kostet alles on top! Sogar der Tomatensaft! Und selbst zuhause einchecken musste natürlich auch noch. Bald stehen wir alle im Mittelgang an Handschlaufen gekrallt, weil wir uns die Sitzplätze nicht mehr leisten können..

Von Badezimmer-Aquarien, Leuchtstreifen im Boden, Lese-Tasten im schwachen Lichtkegel und öffentlichen Geschäften. Ich möchte umgehend meine Privatsphäre zurück! Warum sollte ich im Urlaub mitten im Zimmer baden wollen? Ich mag beim Duschen auch nicht meinen Mitreisenden durch ein Fenster zuwinken. Und ich mag schon gar nicht öffentlich mein Geschäftchen verrichten. Geht’s noch?

Urlaub gefällig? Oh ja bitteeeeee! Aber Achtung: Vor der Erholung wären da noch ein paar klitzekleine Abenteuer zu bestehen...

Wir tragen Dieselhandschuhe zum Abendkleid, sabbern auf sperrige Holzgabeln, blubbern Spaghettieis durch die Nase und löffeln Linsensalat aus Marmeladengläsern. Und überhaupt: Ist Food Porn das gleiche wie Mettigel? Über die Krux mit parkettsicher designtem Essen ...

Kaum ein Reiseportal kommt heute mehr ohne O am Wortende aus. Und vor der Wortendung O sind der Phantasie freilich keine Grenzen gesetzt. Swoddoo, Opodoooo, Trivagooooo, Tropooooo… Alles Quatschooooo, finde ich! Steht „Swoodoooo“ für „Oh, wie schön ist Urlaub in Schweden?“ Oder „Opodooooo“ für „Och, doooooo wollte isch immer mo hin?“. Oder „Trivagoooo“ für Romantik à la Dr. Schiwago? Und gar dieses „Tropoooo“: Das ist mir nun echt zuviel...

Hilfe! Ich höre nur noch Fasten, Detox und Entgiften – das macht mir Reizdarm! Glauben wir tatsächlich, dem Diät-Wahn entkommen zu sein, weil wir jetzt dem trendy Entgiftungs-Kuren-Getöse hörig sind? Scheint so! Plötzlich wollen alle „entschlacken“. Fleisch, Käse, Weizenbrot, Roggenbrot, Graubrot, Weißbrot, Süßigkeiten, Alkohol, Kakao, Nüsse, Kaffee – eigentlich jedwede Zusatzstoffe – ALLES ganz, ganz böse Zutaten. Die medial konditionierte Detoxerin verzichtet. Idealerweise auf alles außer Mandeln & Yoga! Und während die innerlich Verunreinigten, aber herrlich satten, Nachbarn tief schlafen, befüllen wir Entsafter und Smothie-Maker und sabbern komplett entkräftet dem leckerschmecker „Kiwi-Wirsing-Quinoa-Dein-Schicksal-hasst-Dich-Shake am nächsten Morgen entgegen. GEHT’S Noch? Für wen dieses ganze Getöse? Dass der Magen knurrt, der Unterleib die Hose bläht, dem Gehirn die Kohlenhydrate fehlen und meine Laune komplett in den Keller rutscht? Och NÖ! Schreiben Sie mir an: Podcast@angelikabrinkmann.com ICH FREUE MICH AUF SIE!

Das Telefon schweigt, wir simsen, chatten und posten lieber... Ein Blödsinn! Denn nichts ist so schön und vor allem so unmissverständlich wie eine echte Live-Stimme. Denn der Ton macht die Musik. Nichts wahr?

Wir müssen reden! Über Klugscheißer-Besserwisserei, Netzwerk-Wahnsinn und Kontakte-Wischer! Die neue schillernde Gattung Übermenschen, die sich über jeglichen Normalverdienern und Normalsterblichen in Sphären bewegen, ähnlich ferner Galaxien. Die eine eigene genderconforme, Diversity gerechte Sprache sprechen. Die sich in Dauerschleifen-Postings Bezeichnungen wie Certified Career Coach, Recruiter Trainer, Waymaker oder Equity Strategist aufs Schildchen tippen und sich nachts bei Bio-Gin und linksgedrehtem Regional-Tonic vorm Laptop gegenseitig ein Like zuschustern. Virtuell, versteht sich. Diese künstliche Brain Talk Virtuality auf den sozialen Netzwerken, die sich auf Beruf und Karriere spezialisiert haben, erscheint mir mit jedem dort neu inserierenden Mentoring Spezialisten fern jeglicher Lebenswirklichkeit. Eher wird es mir Angst und Bange, wohin diese Blase der Strategy Experts fliegt und wann sie – Paff – zerplatzt und wir alleine dastehen mit unserem verstopften Klo, einem leeren Kühlschrank und unserem Sturmloch im Dach. Dann wird unsere Gesellschaft erschrocken feststellen, dass man überperfektionierte virtuelle Erscheinungsbilder gar nicht essen kann...

Sie sind grell, sie sind laut und sie treten stets in Rudeln auf – Hobby-Cycler. Oder, sagen wir: Kampf-Radler auf der Flucht vor dem Altern :-) Sie sitzen gramgebeugt auf verhungerten Fahrrädern, ihre Gesichter schmerzverzerrt, die tränenden Augen hinter traurigen Brillen in Tropfenform verborgen, den Oberkörper unentgeltlich in Neon-Werbung geschossen, werden sie auf Windeleinlagen im spitzen Sattel gehalten. Und über allem grinst das Schicksal – und verflucht jeden Einzelnen obendrein mit Fahrradhosen... 😂 WIR HÖREN UNS! 😂

Jede ärztliche Diagnose ist nur so gut wie die Vermittlung derselben. Ein klassischer Arztbesuch sieht so aus: Gedrängel bei der Anmeldung, das Wartezimmer voll, die Wartezeit lang, die Sprechstunde zu kurz. Im Krankenhaus geht’s so: Einchecken, Schrank einräumen, Menüliste ankreuzen, und warten. Warten, warten, warten. Wenn die Tür auffliegt, ist Visite und wenn sie wieder zufliegt, biste alleine mit Deinen Fragen... Mediziner haben schlicht wenig Zeit – und sie werden fatalerweise nicht fürs Sprechen bezahlt. Die Milliarden Euro, die täglich im Gesundheitswesen rollieren, versickern in aufgeblasenen Verwaltungen von Krankenkassen und Klinikkonzernen, in der Anschaffung von teuren Geräten, die sich in permanenter Nutzung bezahlt machen müssen, und in schier grenzenloser Operationswut. Und wo bleibt der Patient? Der liegt verstummt und allein gelassen in seinem Klinikbett. Denn Mediziner werden in Deutschland nicht für Reden bezahlt. Schlimmer noch: Das Sprechen wird ihnen nicht einmal beigebracht. Bis heute ist Kommunikation KEIN Bestandteil des so viele Jahre andauernden Medizinstudiums. Dabei ist der Austausch mit dem zu heilenden so immens wichtig. Erkrankte sind hochsensibilisiert, sie möchten Diagnosen verstehen und eingeordnet bekommen. Ich frage mich: Wer schließt die große Wunde der Schweigsamkeit in der Medizin? Hello Doc, sprich mit mir!!!

Angelika Brinkmann hüpft durch die Kontaktanzeigen im Zeitmagazin – und entdeckt Unglaubliches: Texte vermeintlich Intellektueller , die krasser sind als jede Serienwerbung einer Streaming Plattform. Messerscharf und puppenlustig entlarvt die Journalistin die geheimen Codes beim Partnerwahl-Casting ...

Hausmeister, Putzfrau, Flüchtling – alles treffsichere Beschreibungen, aber leider nicht mehr korrekt. Viel mehr noch: Wer Wörter wie diese benutzt, gilt als diskreditierend

Wir Frauen machen uns doch komplett umsonst verrückt. Oder haben Sie das Wort Badehosenfigur schon mal gehört? NE? Na, siehste!

Angelika Brinkmann mag Menschen, die nachdenken, ehe sie sprechen. Aber das Denken hingegen scheint ja gar nicht mehr modern. In jedem Fall nicht auf Social Media. Da poltert und blökt jeder in die Gegend, von Meinung und Haltung keine Spur, Hauptsache laut! Und feige! Oder warum verstecken sich diese Dummen hinter Profilbildern, die schnurrende Katzen zeigen?

Doppelpunkte mitten im Wort, Sternchen am Ende, alles endet auf IN und dazwischen kommt ein Hüsterchen. Wer hat sich diese neue Sprache ausgedacht? Angelika Brinkmann will sich nicht mit Sternchen um den Kopf durch den Tag stottern.

Tschuldigung? Seit wann, bitte, ist es normal geworden, sein Telefon zum Quatschen auf Lautsprecher zu stellen? Ihr seid doch nicht alleine auf der Welt. Schluss mit diesem grässlich exponierten Mitteilungsbedürfnis. Mein Vorschlag: Ich gebe euch Brüll-Telefonieren eure Privatsphäre zurück und bekomme meine Ruhe wieder! Ich mag nicht im Restaurant Audio-Telefonaten lauschen müssen, oder im Zug eure Terminplanung mitschneiden. Genauso wenig interessiert mich euer Beziehungskram, wenn ich beim Bäcker stehe oder in sonst einer Warteschlange. Heute hört jeder bei jedem mit. Ob man mag oder nicht. Freundinnenstreits, Bettgeschichten, Arztdiagnosen, Kochrezepte – wo wir gehen und stehen, gibt’s was auf die Ohren. Geht’s noch? Und obendrein auch noch in so schlechtem Deutsch, das es meine Gehörgänge gruselt...

Bücken als Mann? Sicher nicht! Für die Dinge unter dem Augenradar haben Kerle ja uns Frauen. “Männer auf Augenhöhe" – 6 Minuten 30 Sekunden anregend gute Laune :-)

In Hamburg sprach ich mit dem großartigen Schauspieler Mario Adorf über seinen Blick auf Frauen, warum ihm gelebte Weiblichkeit so wichtig ist und Augenkontakt deutlich mehr bewirkt als lange Beine …

Mädels, wieso stylt ihr euch wie Abziehbilder? Rabenschwarze Mähne, Fake-Wimpern, stramme Scheitel, Plastiknägel, Schmollmund… Bitte, wer seid ihr? Wozu hat sich die Generation eurer Großmütter Urgroßmütter in die Emanzipation gestürzt?