Edle Federn

Juli Zeh

Das Autorengespräch von und mit Juli Zeh: Jeden Monat interviewt die Schriftstellerin einen Gast aus der Welt der Literatur und unterhält sich mit ihm über Geschichten und Sprache, über das Schreiben und Erzählen. Immer am letzten Sonntag im Monat, immer um 10 Uhr.

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Juli Zeh spricht mit Adam Soboczynski über sein Buch “Traumland”
28-10-2023
Juli Zeh spricht mit Adam Soboczynski über sein Buch “Traumland”
In dieser Folge von “Edle Federn” spricht Juli Zeh mit dem Autor, Journalist und Leiter des Literatur-Ressorts der "Zeit" Adam Soboczynski über sein neues Buch “Traumland”.“Traumland” ist eine wunderbar erzählte Analyse des Lebens in den 80’er Jahren in Deutschland mit besonderem Blick auf die damaligen Ost-West Beziehungen. In diesem Essay mit autobiographischen Zügen über seine Migration aus Polen nach Westdeutschland zaubert Soboczyinski seine Leserschaft mit wunderbarer Detailkenntnis in die Zeit der alten Bonner Republik zurück - nicht ohne eine Brücke zu aktuellen politischen Ereignissen zu schlagen.Zusammen mit Juli Zeh und diskutiert er rückblickend die Zeit der Wiedervereinigung, den Wandel des deutschen Zeitgeistes und wie sich Deutschland im Laufe der Jahre entwickelte und veränderte.Juli Zeh sagt über das Buch: “Adam Soboczynski hat mit Traumland ein zauberhaftes Buch geschrieben. Man erlebt die wohlfeile Kapitalismuskritik von Leuten, die gar nicht merken, dass sie auf einem Luxusdampfer durch die Zeitgeschichte schippern. Alles das erscheint uns durch die Augen eines heranwachsenden Jungen, der im Alter von sechs Jahren aus Polen nach Deutschland eingewandert ist. Gerade aufgrund dieser Herkunft ist er vielleicht anders als viele Deutsche in der Lage, das Traumland mit dem dicken Kanzler aus vollem Herzen zu lieben. Adam Soboczynski kontrastiert seine Erinnerungen immer wieder in scharfen Schnitten mit der bundesdeutschen Gegenwart, mit der kollektiven Nahtoderfahrung der Corona-Pandemie und dem russischen Angriff auf die Ukraine. Aus heutiger Sicht scheint der Rückblick fast wie eine Zeitreise in ein verschlossenes Paradies, aus dem wir unlängst vertrieben wurden. Und trotzdem ist Traumland kein nostalgisches oder gar depressives Buch, sondern eher ein Reisebericht durch verschiedene Perspektiven aus Ost und West. Die Welt ist keine Ansichtskarte, aber immer auch Ansichtssache, weshalb am Ende die Hoffnung bleibt, es möge sich in 40 Jahren jemand trotz allem auf genauso scharfsinnige und liebevolle Weise an unsere Zeit erinnern."Die aktuellen Folgen finden Sie hier. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Juli Zeh und Feridun Zaimoglu über sein Buch “Bewältigung”
25-06-2023
Juli Zeh und Feridun Zaimoglu über sein Buch “Bewältigung”
In dieser Folge von “Edle Federn” spricht Juli Zeh mit Feridun Zaimoglu über sein Buch “Bewältigung”. Darin geht es um einen Autor, der daran scheitert, einen Roman über Adolf Hitler zu schreiben. Die erforderliche Abgrenzung zwischen dem Verfasser und dieser historischen Figur endet in einem Fiasko. Feridun Zaimoglu gilt bei vielen seit seinem Debut “Kanak Sprak” (1995) als “Bürgerschreck der deutschen Literaturszene”. Der mehrfach ausgezeichnete Autor und bildende Künstler schaltet sich immer wieder in aktuelle Debatten ein und kennt die Mechanismen der Provokation.  Juli Zeh sagt über das Buch: “Der Autor, der in “Bewältigung” lange damit kämpft, einen Roman zu verfassen, scheitert nicht im Taschenformat, sondern im größtmöglichen Maßstab überhaupt. Er will ein Buch über Adolf Hitler schreiben. Kein historisches Sachbuch, keine Geschichte über den Aufstieg der NSDAP, den Verlauf des Zweiten Weltkriegs, sondern einen Roman, der Adolf Hitler als literarische Figur dingfest macht. Er will einen Charakter ergründen, der Millionen von Menschen auf grausame Weise ermordet und die Welt ins Unglück stürzt. Geht das überhaupt? Darf man das?Wozu ist Literatur in der Lage, die doch niemals mehr sein kann als der verlängerte Arm eines ganz konkreten Autoren-Bewusstseins, einer Autoren-Psychologie und Emotionalität? Feridun Zaimoglu zieht diesem Autor in “Bewältigung” die seelische Haut von den literarischen Knochen.” Die aktuellen Folgen finden Sie hier. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Oliver Hilmes: “Ich will Geschichte rekonstruieren, indem ich Geschichten erzähle.”
29-01-2023
Oliver Hilmes: “Ich will Geschichte rekonstruieren, indem ich Geschichten erzähle.”
In dieser Folge ihres The Pioneer Literatur Podcasts spricht Juli Zeh mit dem Berliner Autor und Historiker Oliver Hilmes über sein neues Buch “Schattenzeit - Deutschland 1943: Alltag und Abgründe”. Hilmes beschreibt einerseits das Schicksal des jungen Star-Pianisten Karlrobert Kreiten, der 1943 von einer Freundin seiner Mutter wegen einer Lappalie denunziert und dann deshalb zum Tode verurteilt wurde. Andererseits fließt in das Buch ein ungeheurer Rechercheaufwand ein, um die genauen Lebensumstände der damaligen Zeit zu erfassen. Oliver Hilmes sagt: “Ich will Fakten inszenieren!”. Und dieses literarische Vorhaben gelingt ihm meisterhaft. Juli Zeh konstatiert dem Buch: “Wie ein literarischer Modellbauer rekonstruiert Oliver Hilmes aus Relikten des täglichen Lebens die Welt des deutschen Nationalsozialismus. Presseschnipsel, Dienstanweisungen, politische Ereignisse, kleine Szenen aus dem Leben unzähliger Menschen. Und je länger man den Autor auf dieser schauerlichen und zugleich faszinierenden Fahrt begleitet, desto realistischer und überzeugender wirkt die Umgebung. Es gibt viele hervorragende Bücher über das Dritte Reich, aber “Schattenseite” ist gewissermaßen ein Buch im Dritten Reich. Es nimmt einen mit in das Schicksal seiner Hauptfigur Karlrobert Kreiten, so quälend, dass man manchmal in Versuchung gerät, ein paar Seiten zu überspringen, statt sie wirklich zu lesen.”Die aktuellen Folgen finden Sie hier. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.